Bild des Monats
Das alte Horn
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Dezember 2024 / Januar 2025
Rummelpottlaufen 1956
Heute ist "Halloween" für Kinder das Ereignis im Herbst, wo man verkleidet und geschminkt von Tür zu Tür zieht und Süßigkeiten "erbettelt". In Norddeutschland fand dieser Spaß am Silvesternachmittag statt und trug den Namen "Rummelpottlaufen". Anstatt eines einfach gerufenen "Süßes oder Saures!" war und ist es für Kinder schon etwas anspruchvoller, die langen Rummelpottverse aufzusagen. Lesen Sie dazu unter unserem "Bild des Monats" die Geschichte vom Rummelpottlaufen.
Das Foto stammt aus einem privaten Album und ist in unserer Sammlung das einzige Bild, welches Kinder beim Rummelpottlaufen zeigt!

Die Kinder waren meist mit Kleidung der Eltern verkleidet.
Statt Schminke tragen die Kinder Karnevals-Vollmasken. Damit waren die Kinder - wenn überhaupt - nur an der Stimme erkennbar.
Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Wikipedia-Beitrags zu diesem Brauch, der auch heute noch in ländlichen Gegenden Norddeutschlands gepflegt wird. In Hamburg dürfte er heute wohl ganz verschwunden sein, da die Kinder die plattdeutschen Reime nicht mehr sprechen können.
Rummelpottlaufen (niederdeutsch Rummelpottlopen) ist ein in Norddeutschland und in Nordschleswig (Süd-Dänemark) verbreiteter Heischebrauch, bei dem am frühen Silvesterabend Kinder geschminkt und verkleidet in Gruppen mit einem Rummelpott (auch Brummtopf, dänisch rummelpot oder rumlepot) von Haustür zu Haustür gehen und charakteristische Rummelpottlieder singen oder Reime aufsagen.
Der Rummelpott oder andere Gefäße werden benutzt, um auf sich aufmerksam zu machen und die gesungenen Lieder rhythmisch zu begleiten. Als Dank erhalten sie dafür von den Bewohnern Äpfel, süße Backwaren wie Futtjes und andere Süßigkeiten. Sind Nachbarn nicht bereit, den Kindern etwas zu spenden, wird stattdessen ein Spottlied wie Witten Tweern gesungen. Die Verkleidung soll verhindern, dass die Rummelpottläufer erkannt werden.
Der Name stammt von dem auch als Brummtopf bekannten Rummelpott, der ein polterndes Geräusch (niederdeutsch rummeln „poltern“) erzeugt. Mit Hilfe des Polterns sollten in früheren Zeiten in den sogenannten Rauhnächten um die Jahreswende wahrscheinlich Wintergeister vertrieben werden. Im Volksglauben stand in den rauen Nächten die Welt der Geister offen. Auch Odins Wilde Jagd spielte sich am Silvesterabend ab. Die heute verbreitete Variante des Rummelpottlaufens geht wahrscheinlich auf das 16. Jahrhundert zurück. Statt des inzwischen sehr selten anzutreffenden Rummelpotts werden heute auch oft andere Gefäße oder Instrumente verwendet, mit denen sich ebenso wie mit einem Rummelpott entsprechende Geräusche erzeugen lassen. Gerade kleinere Kinder singen meist nur noch, ohne Begleitung.
Heute ist das Rummelpottlaufen noch in weiten Teilen Schleswig-Holsteins, Hamburgs, Niedersachsens und Sønderjyllands bekannt. Auf der nordfriesischen Insel Amrum ist eine ähnliche Form als Hulken (im Amrumer Friesisch: Ütj tu hulkin) bekannt. Auf der Nachbarinsel Föhr ist der Brauch als Kenknen (im Föhrer Friesisch Ütj tu kenknin) bekannt, die Rummelpottläufer werden entsprechend als Kenkner bezeichnet, auf Sylt gibt es entsprechend das Maskenloop. Auch Erwachsene laufen in einigen Regionen Rummelpott. Diese erhalten jedoch anstatt Süßem meist ein Gläschen Schnaps, teils tragen sie ein leeres Schnapsglas um den Hals, das dann an jedem Haus gefüllt wird. Daher ist der Rummelpott dort auch als Rumpott bekannt.
Die beim Rummelpottlaufen gesungenen Lieder bzw. aufgesagten Verse weichen von Region zu Region sehr stark ab. In der Kindheit des Autors dieser Zeilen wurden in Hamburg diese beiden Varianten gesungen:
Rummel, rummel, ruttje,
Kriech ik noch en Futtje?
Kriech ik een, blev ik stohn,
Kriech ik twee, so will ik gohn.
Kriech ik dree, so wünsch ik Glück,
dat de Osche mit de
Posche dür de Schosteen flüch.
Dat ole Johr, dat nie Johr,
sind de Futtjes noch nicht gor,
pros Niejohr, pros Niejohr!
Nordfriesland und Dithmarschen
Ick bin een armen König,
giv mi nich to wenig,
Alternativ als Beginn: Rummel, Rummel, Roken, giv mi'n Appelkooken,
lot mi nich so lang stohn,
denn ick mut noch wider gohn,
een Huus wieder, da wohnt de Snieder,
een Huus achter, da wohnt de Slachter,
un een Huus widder ran, da wohnt de Wiehnachtsmann!
Ich bin ein armer König,
gib mir nicht zu wenig,
Alternativ als Beginn: Rummel, Rummel, Roken, gib mir einen Apfelkuchen (Krapfen),
lass mich nicht so lange steh'n,
denn ich muss noch weitergeh'n
ein Haus weiter wohnt der Schneider
ein Haus dahinter wohnt der Schlachter
und ein Haus daneben wohnt der Weihnachtsmann
Haben die Rummelpottläufer eine Gabe bekommen, werden traditionell Lieder wie Hau de Katt de Schwanz aff oder Ik seh de Schosteen roken gesungen. Wurde nichts gespendet, wird stattdessen das Spottlied Witten Tweern, swatten Tweern, giezig Lüüd, de geevt nich geern gesungen. Die Lieder werden je nach Region in niederdeutscher, friesischer oder dänischer Sprache gesungen.

Im Wikipedia-Beitrag findet sich das Bild eines in Blankenese gebastelten "Rummelpott".
Fotograf: JoachimG (c) CC BY-SA 3.0

Im Wikipedia-Beitrag findet sich das Bild dieser Skulptur
Rummelpottlaufen von Gerhard Brandes
Hamburg Bramfeld, Haidlandsring
Fotograf: Dirtsc (c) CC-BY-SA 3.0
Vielleicht animiert das "Bild des Monats" ja das ein oder andere Kind, es Silvester auch mal mit diesem norddeutschen Brauch zu versuchen und überrascht damit die sicherlich erstaunten Nachbarn!
© Geschichtswerkstatt Horn, Text: Gerd von Borstel
© Fotos: Gerhild Schmidt (1), Wikipedia (2,3)
Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung!
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Nächster geplanter Bildwechsel: Anfang Februar 2025