Kirchen - Geschichtswerkstatt Horn

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Kirchen

Das alte Horn


Bis nach dem 2. Weltkrieg war die Martinskirche das einzige Gotteshaus in Horn. Mit der rasant wachsenden Bevölkerung in den 1950er Jahren wurden weitere Kirchengemeinden gegründet. Heute bietet der Stadtteil Horn eine Vielzahl architektonisch und historisch interessanter Kirchenbauten. Neben evangelischer und katholischer Gemeinden gibt es auch mehrere Moscheen. Eine davon entstand aus einer entwidmeten evangelischen Kirche.
Bei vier der Kirchen können Sie mit dem YouTube-Kanal "GlockenDoku" einen Blick in den Glockenstuhl werfen und die Glocken hören!

Martinskirche
1306 wurde Horn erstmalig in einer Urkunde erwähnt. Aber erst 1883 wurde wegen stark steigender Einwohnerzahlen beim Hamburger Senat um einen Bauplatz für eine Kirche ersucht. Die Spendengelder reichten aber nur für den Bau einer Kapelle; auf den Bau eines großen Turms verzichtete man vorerst. Der renommierte Kirchenarchitekten Johannes Vollmer liefert den Entwurf.
Am 01.11.1885 erfolgte der erste Spatenstich und am 11.11.1886 – dem Tauftag von Martin Luther, nach dem die Kirche benannt wurde – fand die Einweihung und Amtseinführung von Pastor Carl Schetelig statt.
Am 30.09.1894 konnte die Einweihung des Turmes und zwei neuer Stahlglocken gefeiert werden - aus der Kapelle wurde eine Kirche!
Bei umfangreichen Restaurierungen im Jahre 1990 wurde der alte Farbanstrich von 1911 freigelegt und wiederhergestellt.
Im 2. Weltkrieg entstanden nur kleine Schäden; die Martinskirche war die einzige Backsteinkirche in Hamburgs Osten, die nicht zerstört wurde. Das brachte ihr 1998 den Status eines Denkmals ein.
Virtuelle Kirchentour mit dem Portal "virtualtour-hamburg.com"

Philippus-Rimbert
Bereits 1950 formierte sich auf der Geest eine Gemeinde, denn in den Behelfsheimen und Kleingartenlauben lebten viele ausgebombte Hamburger und Kriegsflüchtlinge. Aus einer Arbeitsdienstbaracke des ehemaligen NS-Zwangsarbeiterlagers am Querkamp entstand ein Jugendraum und am 5.10.1952 fand dort der erste Gottesdienst statt. Am 30.10.1955 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt, deren Pläne vom Architekten Bernhard Hopp und Dipl.-Ing. Rudolf Jäger stammten. Wie bei allen anderen Kirchenneubauten in Horn steht auch hier der 25m hohe Turm mit seiner markanten 9m hohen Spitze abseits vom Kirchenschiff. Am 2.12.1956 fand die Einweihung statt. Die damals typischen Kirchenbänke mussten zwischenzeitlich Stuhlreihen weichen, womit das Kirchenschiff nun flexibel genutzt werden kann. Im Mai 1967 wurde auf dem Areal das Gemeindehaus eingeweiht; 1974 der Kindergarten.
Im Jahr 2000 fusionierten Philippus und die Rimbert-Gemeinde Billstedt, deren Kirche 2005 entwidmet und 2008 trotz Denkmalschutz abgebrochen wurde.

Timotheus-Kirche
1957 wurde Pastor J. Hering in sein Amt eingeführt und damit beauftragt, ein neues Gemeindezentrum aufzubauen. Zuerst entstanden Pastorat und Konfirmandensaal, in dem am 31.10.1957 der erste Gottesdienst stattfand. Da hieß die Gemeinde noch "Predigtstätte Stengelestraße" - erst am 1.10.1960 erhielt sie den Namen "Timotheus-Kirche" (Ti-mo-the-us). Ende August 1960 begann der Kirchenbau nach Plänen von F. R. Ostermeyer und P. Suhr. Am 23.10.1960 wurde der Grundstein gelegt; die Einweihung fand am 17.12.1961 statt. Parallel entstand ein zweiter Konfirmandensaal und 1964 das Gemeindehaus mit Kindergarten. Pastor Christian Wienberg (1967-2000) gründete 1968 den "Timo-Jugendclub", der noch heute existiert!
Unter dem Eindruck des Wettrüstens und des Kalten Krieges wurde 1976 eine große Friedenstaube im blauen Kreis an der Kirchenstirnseite befestigt. Kurios: Vier Tage vor Ausbruch des Ukraine-Krieges wurde sie von einem Sturm heruntergerissen!
Seit 2013 steht die Kirche mit dem 35m hohen Turm unter Denkmalschutz.

St. Olaf
Bis 1968 gab es in Horn nur Kirchen von evangelischen Gemeinden. Zur großen Freude der Katholiken in Horn wurde am 4. Dezember 1966 der Grundstein für St. Olaf gelegt. Den Name des heiligen König und Märtyrer Olaf von Norwegen hatte man gewählt, weil der erste Spatenstich im Jahre des Nordischen Katholikentages 1965 in Hamburg stattfand. Diese Tage hatten die Notwendigkeit enger Kontakte mit den skandinavischen Diasporagemeinden deutlich werden lassen. Die Kirche ist nach dem Entwurf des Hamburger Architekten Dipl- Ing. Lothar Kreitz als eine Rundkirche gestaltet, die durch drei große Kreissegmente ihre Form erhalten hat. Sie symbolisieren die göttliche Dreifaltigkeit. Der Rundbau der Kirche hat einen Durchmesser von 38 Metern. Der Glockenturm mit einer Höhe von 33 Metern befindet sich freistehend neben der Kirche. Mit der Einweihung der Kirche durch den Hamburger Bischofsvikar Johannes von Rudolf am 24. März 1968 begann das Gemeindeleben in St. Olaf.
 
Seit 2008 befindet sich auch das Kloster der Franziskaner Minoriten in einem holzverkleideten Neubau auf dem Areal. Die Kirche steht aufgrund ihres außergewöhnlichen Designs seit 2013 unter Denkmalschutz.

Al Nour Moschee / Kapernaum
Mit Bau der Wohnhäuser zwischen Sievekingsallee und Rennbahnstraße Anfang der 1950er Jahre sollte auch dieser Bereich eine eigenständige Gemeinde werden. Im Juli 1956 legte der Architekt Dr. Otto Kindt erste Pläne für einen Kirchenbau vor. Am 21.6.1960 wurde der Grundstein gelegt und am 17.9.1961 die Kapernaum-Kirche eingeweiht (gesprochen Ka-per-na-um)). Von 1966 bis 1973 wirkte hier Pastor Wolfgang Weißbach, der durch seine - für die Zeit - revolutionäre Jugendarbeit den Beinamen "Rockerpastor" bekam. Am 30.10.1966 fand der erste von drei Beatgottesdiensten mit der Band "The Whetstones" statt und schaffte es sogar in die Tages- und Wochenschau!
Wegen hoher Unterhaltungskosten und sinkenden Mitgliederzahlen fanden am 26.12.2002 der letzte Gottesdienst und die Entwidmung statt. Die Glocken übernimmt die St. Ansgar-Kirche Langenhorn. Die Orgel geht an die Christuskirche in Hamm.
2005 kaufte ein Investor alle Gebäude; Pastorate, Gemeindehaus und KiTa wichen einem Pflegeheim und einer Seniorenwohnanlage. 2008 erwarb die Al-Nour-Gemeinde die Kirche und baute sie zur Moschee um, die am 26.9.2016 eingeweiht wurde.

Nathanael-Kirche
Das ehemalige Feuchtgebiet des heutigen Kleingartenvereins "Horner Marsch" wurde Ende der zwanziger Jahre um ca. acht Meter mit Erdmassen aus der Öjendorfer Feldmark aufgeschüttet. Mit der aufkommenden Schreber-Bewegung entschloss sich der Hamburger Staat, der Masse von Arbeitslosen auf dem Gelände eine Alternative in Form von Kleingärten zu bieten. Auf der Gesamtfläche von 700.000 m² entstanden im Jahre 1932 insgesamt 1.10O Parzellen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden davon 800 Parzellen von ausgebombten Hamburgern zu festen Behelfsheimen ausgebaut. Ende der 1940er Jahre lebten 4.000 Menschen hier dauerhaft. Dafür wurde mit der am 15.6.1958 eingeweihten "Notkirche" die Nathanael-Gemeinde gegründet. Mit Ende der Wohnungsnot in Hamburg verließen immer mehr Dauerbewohner die Horner Marsch und die verbliebenen wurden zur Martinskirche umgemeindet.
2005 wurde der Glockenturm demontiert und bei der Bonifatius-Kirche in Barmbek wieder aufgestellt. Die "Notkirche" wurde an eine afrikanische Christengemeinde übergeben. 2021 schenkte man den Glockenturm einer Kirchengemeinde in Litauen. Am 15.8.2021 wurde er im Ostsee-Küstenort Kinten (Kintai) feierlich eingeweiht.


Freie evangelische Gemeinde
Im Jahre 1854 gründete Hermann Heinrich Grafe in Wuppertal die erste Freie evangelische Gemeinde (FeG). Die Entstehung der Freien evangelischen Gemeinde in Norddeutschland ist eng verbunden mit der Choleraepidemie, die 1892 in Hamburg ausbrach und bei 17.000 Schwersterkrankungen 8.600 Todesopfer forderte. Mittlerweile gibt es in Hamburg acht Gemeinden. Anfang 1965 kaufte die Horner Gemeinde ein Grundstück am Querkamp/ Ecke "Am Horner Moor 25" und begann am 10.4.1965 mit dem Abriss des Vorbesitzer-Hauses. Am 26.4.1965 wurde der erste Mauerstein gesetzt und am 23.7.1965 feierte man das Richtfest. Die Einweihung fand am 13.2.1966 statt. Im November 1995 begann man einen Erweiterungsbau, der am 6.10.1996 feierlich übernommen wurde.

Für Geocacher bietet sich mit der App

die Möglichkeit, mit unserer "Horner Kirchenrunde" die Gotteshäuser mit kleinen Rätseln näher kennenzulernen.

Der YouTube-Kanal "GlockenDoku" präsentiert neben vielen anderen Hamburger Kirchen auch das Kirchengeläut von vier Horner Kirchen!
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